Betreff: ... Part Two : AUSTRALIA !
Von: Matthias Buck <Matthias.Buck@gmx.net>
Datum: 07.05.01 15:59
Hallo zusammen!
Ich moechte Euch kurz erzaehlen, wie es weiterging mit meinem Trip. Aufgrund akuter Zeitnot fasse ich mich etwas kuerzer und lasse hier und da mal etwas aus. Aber ich moechte Euch trotzdem gern teilhaben lassen an diesemAbenteuer.
Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, besser gesagt sitzengeblieben. Ich sass in einem netten Internetcafe in einer von Singapurs vielen Attraktionen - der Orchard Road.
Ich liess diese Meile noch etwas auf mich einwirken, ass draussen noch etwas und realisierte, dass es hier nur so von Leben strotzte. Es war eines der wenigen Gebiete hier, die sehr amerikanisch wirkten.
Als naechstes stand auf meinem Plan die "Underwater world" - Asiens aufregendstes Aquarium. Ich musste hierfuer auf eine Insel namens "Sentosa Island", zu der man mit einer Faehre in der Naehe des "World Trade Center" gelangt. Ich fuhr dort mit dem Bus (hab mir mittlerweile fuer S$ 10 ein Rabatticket gekauft) hin. Beim "World Trade Center" angekommen bemerkte ich, dass es noch einen anderen Weg als den herkoemmlichen mit der Faehre auf die Insel gibt. Er hiess:
"Cable Cab" - eine spektakulaere Seilbahn ueber der Stadt mit einem wie sich spaeter herausstellte atemberaubenden Ausblick. Tja, und die nahm ich dann auch gleich fuer einen Fahrpreis von S$ 6, wobei mir die Sache jeden Cent wertwar.
"If you haven't experienced Sentosa, you haven't been to Singapore!" Diese gebraeuchliche Weisheit erwies sich fuer mich als absolut korrekt, und dass, obwohl ich nur einen kleinen Teil der Insel sehen konnte. Anstelle von 3 Stunden haette ich gern einen ganzen Tag zur Verfuegung gehabt, um diese exotische, extraordinaere und liebliche Insel zu bewundern.
Da die "Underwater World" schon um 9 pm schliessen sollte und es bereits nach 6 pm war, mahnte ich mich selbst zur Eile. Ich fuhr mit dem inseleigenen Bus-shuttle , stieg aus und war schon fasziniert von den Parkanlagen mit 1000 winzigen Lichtern in den Baeumen und Straeuchern sowie von den zahlreichen Wasserspielen.
Ich bemerkte dann nach einer Weile des Geniessens ein Schild mit dem Hinwies, dass die naechste "Musical fountains Show" in wenigen Minuten starten sollte.
Als Alleinreisender war es nicht weiter schwierig, einen guten Sitzplatz in der schon sehr gut gefuellten Arena zu bekommen. Kurze Zeit spaeter folgte eine phantastische musikalische Weltreise, erzielt mit Hilfe von Lichteffekten, Lasershows und nicht zu beschreibenden Wasserspielen und unglaublichen Fontaenen. Mir wurde echt anders, als ich in diesen unglaublichen Bann gezogen wurde!
Leider verging die Zeit dabei wie im Fluge und als ich wieder auf dem Boden der Tatsachen war, musste ich feststellen, dass ich fuer die "Underwater World" keine Zeit mehr hatte. Hab es irgendwie aber auch nicht bereut.
Wieder zurueck auf der Orchard Road traf ich zwei Backpackers: einen Deutschen und einen Franzosen. Nach einem sehr interessanten Gespraech ging ich noch schnell etwas essen, wobei mir ein Japaner seine Lebensgeschichte erzaehlte.
"Papa Joe" hiess der Nachtclub, der mich ne Weile mit heissen Ryhtmen und noch heisseren Braeuten fesselte. (Hier traf ich noch einen Offizier der Navy, der mich mehrmals einlud, am naechsten Tag {Tag der offenen Tueren} auf sein Schiff zu kommen.)
Euer Matthias
Samstag, 05.05.2001
Nach dem Fruehstueck (Reis, Muscheln, Gemuese, Gefluegelfleisch fuer nur S$ 2,30) goennte ich mir ein ganz besonderes Leckerbissen meiner Reise: die Massage.
Zunaechst zog ich mir ein thailaendisches Gewand an (sehr duenn - so, als ob man nichts an hat), dann waren meine Fuesse an der Reihe. Ich konnte es mir vorher nie so richtig vorstellen, dass man bei einer Fussreflexzonenmassage solche Stimmungen, Gefuehle und auch physische Reaktionen durchlebt. Mir wurde manchmal abwechselnd heiss und kalt, dann bekam ich eine Gaensehaut und die meiste Zeit habe ich nur gedacht: mach weiter, lass es nie aufhoeren!! Dieser Thailaender sah gar nicht so kraeftig aus, aber seine Muskeln mussten extrem durchtrainiert und stark sein, ab und zu war es sogar fast unertraeglich.
Als ich in den Massageraum der oberen Etage trat, atmete ich beim Anblick der zierlichen Thailaenderinnen innerlich leicht auf, aber mit ihren professionellen Techniken und zahlreichen teilweise akrobatisch anmutenden Stellungen kannten auch sie keine Gnade - und das war auch gut so. Sie kneteten, boxten, benutzten ihre Ellenbogen, traten auf mir herum - aber immer genau dorthin, wo es gerade angebracht war. Ich empfehle jedem, der einmal solch eine Chance hat, sie zu nutzen.
Beides zusammen dauerte wunderschoene 85 Minuten und kostete mich ca. S$ 70.
Pulau Ubin hiess die naechste Insel, die ich eher durch Zufall erreichte. Ich war auf der Suche nach dem Navystuetzpunkt, wo ich mich mit dem Offizier treffen wollte. Irgendwie stand ich ploetzlich am Kai, ein alter Mann fragte mich von seinem wohl noch aelteren Boot aus, ob ich mitwolle. Nachdem ich noch eine Handvoll anderer Reisender auf dem Kahn ausmachen konnte und er mir versicherte, dass er mich auch wieder zurueckfaehrt, ging es fuer S$ 2 auf diese kleine Insel. Ich bemerkte erst hier, wo ich war, machte mich kurz in meinem Reisefuehrer schlau, lieh mir ein abgewracktes Mountainbike (S$ 3 / Std)und fuhr los.
Die Zeit schien hier stehengeblieben zu sein: viele alte Fischerhuetten (Huette ist noch uebertrieben), kleine Buddha-Tempel und viele Hunde auf den Hoefen oder mitten im Dschungel, die mich genauso gelassen registrierten wie ihreBesitzer.
Die tropische Hitze machte mir erstaunlicherweise wenig zu schaffen, nur musste ich mir alle 10 Sekunden den Schweiss von der Stirn wischen und die Sachen klebten etwas an mir.
Abends im Bett wurde mir klar, warum die Naechte von Sonntag bis Freitag im Hotel S$ 49 und die Samstagnacht S$ 59 kosteten. In dieser Nacht hatte das Hotel Hochsaison - als Stundenhotel. Vor lauter orgasmusvortaeuschender Prostituierten konnte ich anfangs kaum schlafen. Aber von meiner Zeit in Berlin bin ich es ja schon gewohnt, auch bei solchem Laerm schlafen zu koennen.
Sonntag, 06.05.2001
Der Flug nach Brisbane war nur zu ca. 1/7 besetzt und dauerte ca. 7 Stunden (ca. 6 pm gelandet). Das Outback und schliesslich Brisban by night vom Flieger aus zu sehen waren bewegende Momente fuer mich. Was mich wohl erwartet, down under?
Abgeholt wurde ich von Sonja, einer 20 jaehrigen Blondine aus Brisbane, welche selbst an diesem Programm teilgenommen hat. Sie war zwar nett und gab sich auch Muehe mit mir, aber sie war auch viel mit ihrer Mutter, ihrem Freund und sich selbst beschaeftigt - unsere Gespraeche waren eher flach. Wir sind nach dem Abendbrot bei ihr zuhause noch mit ihrem Freund (wilder Raser, Opelfan - dort kursiert eher der Wettstreit zwischen Opel- und Fordfahrern) auf eine Aussichtsplattform gefahren - der Blick ueber Brisbane war einfach wunderbar (leider hatte ich meine neue Fotokamera vergessen).
Sie zeigte mir abends noch Fotos von ihrem Trip. Ekelerregend fand ich, wie sie Kaengeruhs erschoss und sie dann haeutete - sie sind in einigen Gebieten ein Problem. Aber sie versicherte mir, dass es eine grossartige Zeit fuer sie war.
Montag, 07.05.2001
Als ich mich morgens von Sonja verabschiedet habe und ich auf den Bus wartete, der mich nach 6 stuendiger Fahrt auf die Springbrookfarm bringen sollte, war ich irgendwie erleichtert - endlich wieder unabhaengig. In mir brodelte wieder diese unbaendige Lust, Neues zu erleben, andere Menschen kennenzulernen.
Zu diesem Zeitpnkt wusste ich noch nicht, dass es einer der schoensten Tage in meinem Leben werden sollte - wenn nicht sogar DER Schoenste!
Dan und Joanna, die Inhaber der Springbookfarm und Macher von "The Visitoz Scheme" (www.visitoz.org), sind sehr herzlich, intelligent und weit bereist, wobei ich die erste Eigenschaft unterstreichen moechte. Sie stellten mir Betty vor, eine 19 jaehrige sehr nette junge Frau aus Manchester, die hier zur Zeit lebt und arbeitet.
Ich merkte schon auf der Busfahrt, wie wunderschoen die Lanschaft hier doch ist.
Tja, und dann geschah es. Ich sollte Reiten! Nachdem Betty mir alles in Ruhe erklaerte (angefangen vom Striegeln bis zum Besatteln) ging es auch schon los - und es funktionierte!
Wir ritten zusammen ueber die huegeligen gruenen Felder der Springbrookfarm, vereinzelt sah man Kuehe, wenige Teiche, viele Baeume. Der Hund begleitete uns unermuedsam.
Die Sonne schien von einem Himmel, der so herrlich blau und extrem schoen war.
Ich fuehlte mich hoch zu Ross inmitten dieser unbeschreiblich schoenen Landschaften so wohl und gluecklich. Ich kann es noch nicht fassen.
Ein sehr bewegendes Gefuehl ueberkam mich und ich fragte mich ernsthaft (!!!!!!) , ob alles nur ein Traum ist.
Es war schoen, jemanden dabei zu haben, der genau das wirklich verstand. Man kann es sich vielleicht etwas vorstellen, aber wirklich verstehen kann man es nur, wenn man es leibhaftig erlebt hat.
Betty ging es genauso. Erst nach 2 Wochen auf einer Cattlestation, als sie mit einem Kalb unter ihrem Arm zurueck zur Farm ritt, als sei es das Normalste auf der Welt, erst da hat es bei ihr richtig "Klick" gesagt und sie hat es realisiert, dass sie es wirklich ist, die dort irgendwo in einer schoenen Ecke der Welt mitten in Australien durch die wunderbare Landschaft reitet.
Nachdem der Papierkram erledigt war und wir bei einem gemuetlichen Abendessen (Ziegenbraten - mmmhhhhh) und leckerem australischen Rot- und Weisswein zusammen sassen habe ich mich in das Buero gesetzt und das hier alles geschrieben.
Morgen lerne ich richtig Motorradfahren und Tracktorfahren.
Ich werde mich jetzt muede, aber sooooooooo gluecklich, in mein Bett kuscheln und bin jetzt schon darauf gespannt, was ich traeumen werde und vor allen Dingen, was ich noch so erleben werde - denn das ist sicherlich mindestensgenauso schoen wie ein Traum!!!
Bis zum naechsten Mal -
Euer Matthias
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